Samstag, 20. Januar 2007
Itsy Bitsy Ibiza!
yilung, 12:41h


Schnallt euch also an für Franz Marischkas großartigen Sunshine Reggae auf Ibiza, den unangefochtenen Klassiker des deutschen Holzhammer-Entertainments. Aus dem guten Hause Lisa Film, mit Comedy-Legenden wie Karl Dall und Gottlieb Wendehals, knackigen Damen in spärlicher Bekleidung, spritziger Musik und unfassbaren Dialogen.
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yilung,
Samstag, 20. Januar 2007, 13:13
Sunshine Reggae auf Ibiza (1983)
Die Klamauk-Lawine gerät ins rollen, als Bauer Karl (Dall) von seinem Briefträger (der junge Hans Werner Olm) ein Autogramm von seiner geliebten Schlagersängerin Linda Lu bekommt. Unter völliger Missachtung seiner Pflichten für das Viehzeug auf dem elterlichen Bauernhof tritt er auf dem entwendeten Fahrrad des Postboten die lange Reise nach Ibiza an, wo Linda residiert. Der Abschied vom Vater fällt denn auch eher knapp aus:
Karl: "Papa, ich fahr nach Ibiza"
Papa: "Komm nicht zu spät zum Abendbrot."
Karl: "Papa, ich fahr nach Ibiza!"
Papa: "Es gibt keine Pizza, es gibt Grünkohl,"
Dort eingetroffen kommt er in der Hotelanlage von Gottlieb (Wendehals) unter und macht alsbald die Bekanntschaft einer ganzen Reihe von Personen, die ihren Urlaub auf der Sonneninsel allesamt ausgelassen und, im Falle der Damenschaft, bestenfalls spärlich bekleidet verbringen. Unversehens gerät der unbedarfte Landwirt, der zuvor noch nie über Oldenburg hinausgekommen ist, in einen zermürbenden Strudel von Party, Alkohol und Liebeleien. Das Ende vom Lied sind ein dicker Schädel und eine leere Brieftasche, aber kein Schäferstündchen mit Linda. Dafür holt Gottliebs mannstolle Gattin Rita (Bea Fiedler) ihn in ihre Wanne, was beim Wirt für einige Irritation sorgt und Grundlage für folgenden Dialog ist:
Gottlieb: "Haben Sie ein Bad genommen?"
Karl: "Wieso, fehlt eins?"
Die erdrückende Finanzlage zwingt Karl, eine Reihe von Jobs anzunehmen, was stets in einem Desaster endet. Die Rettung scheint gekommen, als sich der millionenschwere Scheich Gobrukin als sein Doppelgänger entpuppt und ihm ein hübsches Sümmchen zahlt, um die Rollen zu tauschen und somit für einige Stunden seiner Gattin zu entfliehen. Hart verdientes Geld, denn Sulaika (Helga Feddersen) ist keine Augenweide und ziemlich aufgekratzt. Wird Karl allen Turbulenzen zum Trotz seine Linda bekommen?
Damit sei die grobe Rahmenhandlung von Sunshine Reggae umrissen. Darüber hinaus fügen sich weitere heitere Handlungsstränge in das Gesamtkunstwerk ein. Da wäre der abgehalfterte Schlagersänger Chris Roberts als der frauenfeindliche Einsiedler Bernie, der von Olivia Pascal gezähmt wird. Und Aufreisser Franky und sein Warmduscher-Kumpel Slowly steigen jedem Rock nach und finden in der hormongeplagten Barbara ein dankbares Opfer - wenn da bloß nicht die sittenstrenge Mama wäre.
Sunshine Reggae erspart dem Zuschauer keine Plattheit und keinen Kalauer, und kaum eine Bluse bleibt ungelüftet. Muss jeder für sich eins und eins zusammenzählen und entscheiden, ob ihm das für einen vergnüglichen Fernsehabend reicht. Ich persönlich kann darin jedenfalls nichts Kritikwürdiges erkennen. Der Film ist ein Musterbeispiel für die Werke der Münchener Lisa Film und steht, was die inhaltliche Struktur und Einbindung Verwendung aktueller Popmusik anbelangt, in der Tradition der frivolen Teenie-Komödien der späten Siebziger (vgl. Sonnyboy und Sugarbaby, Die jungen Wilden von Ibiza). Typisch für die Achtziger ist hingegen die Besetzung der Hauptrollen mit populären Komödianten, wie es die Lisa-Film erfolgreich mit den Supernasen Mike Krüger und Thomas Gottschalk machte. Zu den Komikern gesellen sich mit Olivia Pascal, Bea Fiedler und Christine Schuberth einige der hübschesten Gesichter aus den Erotikstreifen der Siebziger und schaffen somit einen höchst willkommenen Ausgleich zu den optischen Defiziten von Dall, Feddersen und Co.
Wenngleich wohl kaum von gesteigertem filmhistorischen Wert, so kommt Sunshine Reggae doch in zweierlei Hinsicht eine gewisse Bedeutung im schönen Feld der deutschen Trivialunterhaltung zu: Zum einen sollte der hier zu bestaunende Leinwandauftritt von Gottlieb Wendehals sein erster und letzter sein. Zum anderen ist dies der letzte Eintrag in der Filmografie des vielbeschäftigten Regieroutiniers Franz Marischka, der sich hier vergebens hinter dem Pseudonym Francois Petit zu verstecken versuchte. Dies aber wohl weniger aus Sorge wegen mangelnder Qualität als vielmehr deswegen, weil beinahe zeitgleich die mehr oder weniger parallel entstandene Knallschote Das verrückte Strandhotel in den Kinos startete, und man diesen Umstand des kostensparenden In-einem-Rutsch-Filmens verschleiern wollte.
Sunshine Reggae auf Ibiza (D 1983)
R: Franz Marischka (als Francois Petit)
D: Karl Dall, Gottlieb Wendehals, Olivia Pascal, Isa Haller, Chris Roberts, Johnny Jürgens, Alexander Gittinger, Jaqueline Elber, Helga Feddersen, Christine Schuberth, Hans Werner Olm
FSK ab 12
Text © J. van Kempen; Bilder © bei den jeweiligen Urheberrechtsinhabern
Karl: "Papa, ich fahr nach Ibiza"
Papa: "Komm nicht zu spät zum Abendbrot."
Karl: "Papa, ich fahr nach Ibiza!"
Papa: "Es gibt keine Pizza, es gibt Grünkohl,"
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Gottlieb: "Haben Sie ein Bad genommen?"
Karl: "Wieso, fehlt eins?"
Die erdrückende Finanzlage zwingt Karl, eine Reihe von Jobs anzunehmen, was stets in einem Desaster endet. Die Rettung scheint gekommen, als sich der millionenschwere Scheich Gobrukin als sein Doppelgänger entpuppt und ihm ein hübsches Sümmchen zahlt, um die Rollen zu tauschen und somit für einige Stunden seiner Gattin zu entfliehen. Hart verdientes Geld, denn Sulaika (Helga Feddersen) ist keine Augenweide und ziemlich aufgekratzt. Wird Karl allen Turbulenzen zum Trotz seine Linda bekommen?
Damit sei die grobe Rahmenhandlung von Sunshine Reggae umrissen. Darüber hinaus fügen sich weitere heitere Handlungsstränge in das Gesamtkunstwerk ein. Da wäre der abgehalfterte Schlagersänger Chris Roberts als der frauenfeindliche Einsiedler Bernie, der von Olivia Pascal gezähmt wird. Und Aufreisser Franky und sein Warmduscher-Kumpel Slowly steigen jedem Rock nach und finden in der hormongeplagten Barbara ein dankbares Opfer - wenn da bloß nicht die sittenstrenge Mama wäre.
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Wenngleich wohl kaum von gesteigertem filmhistorischen Wert, so kommt Sunshine Reggae doch in zweierlei Hinsicht eine gewisse Bedeutung im schönen Feld der deutschen Trivialunterhaltung zu: Zum einen sollte der hier zu bestaunende Leinwandauftritt von Gottlieb Wendehals sein erster und letzter sein. Zum anderen ist dies der letzte Eintrag in der Filmografie des vielbeschäftigten Regieroutiniers Franz Marischka, der sich hier vergebens hinter dem Pseudonym Francois Petit zu verstecken versuchte. Dies aber wohl weniger aus Sorge wegen mangelnder Qualität als vielmehr deswegen, weil beinahe zeitgleich die mehr oder weniger parallel entstandene Knallschote Das verrückte Strandhotel in den Kinos startete, und man diesen Umstand des kostensparenden In-einem-Rutsch-Filmens verschleiern wollte.
Sunshine Reggae auf Ibiza (D 1983)
R: Franz Marischka (als Francois Petit)
D: Karl Dall, Gottlieb Wendehals, Olivia Pascal, Isa Haller, Chris Roberts, Johnny Jürgens, Alexander Gittinger, Jaqueline Elber, Helga Feddersen, Christine Schuberth, Hans Werner Olm
FSK ab 12
Text © J. van Kempen; Bilder © bei den jeweiligen Urheberrechtsinhabern
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